- Samba
- Sạm|ba1 〈m. 6; fachsprachl. f. 10; Mus.〉 aus einem Tanz brasil. Schwarzer hervorgegangener Gesellschaftstanz im 2/4-Takt, um 1950 Modetanz, heute Turniertanz [<port. <afrikan.]————————Sạm|ba2 〈f. 10〉 = Zamba
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Sạm|ba, die; -, -s, auch, österr. nur: der; -s, -s [port. (bras.) samba, aus einer afrik. Spr.]:beschwingter und spritziger Gesellschaftstanz im 2/4-Takt (nach einem brasilianischen Volkstanz).* * *
ISạmba[afrikanisch-portugiesisch] die, -/-s, auch (österreichisch nur) der, -s/-s, ursprüngliche Sammelbezeichnung für eine Gruppe brasilianischer Tänze afrikanischen Ursprungs, die um 1920 zum Haupttanz des Karnevals in Rio de Janeiro wurden. Die Samba hat ein rasches Tempo, geraden Takt und stark synkopierten Rhythmus. Die Texte der dazugehörigen Tanzlieder sind häufig sozialkritisch und haben hohes literarisches Niveau. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Samba nach Europa und wurde in geglätteter Form Modetanz; gehört heute zu den Turniertänzen, mit kleinen Schritten, mehr gleitend, fast am Boden getanzt. Eine Abart ist die Anfang der 1960er-Jahre entwickelte, in Verbindung mit dem Cooljazz international in Mode gekommene Bossa Nova.IISạmba,afrikanischer Maler, Chéri Samba.IIISamba[portugiesisch], brasilianische Lied- und Tanzform in vielen Varianten; Edison Carneiro (Folguedos Tradicionais, Rio de Janeiro 1974) beschreibt 35 verschiedene Sambatypen, ohne dabei lokale Spielarten berücksichtigt zu haben, die sicher an die Hunderte zählen. Obwohl erst im 19. Jahrhundert erwähnt, lassen sich die Quellen des Samba bis in die Zeit der Sklaverei zurückverfolgen, denn Ausgangspunkt bilden afrikanische Reigentänze rituellen Charakters, speziell der Bantus, die heute noch in den Sambas do morro der städtischen Karnevalsgesellschaften anzutreffen sind. Die Herkunft des Namens kann von semba (= »Tanz«) aus dem Kongo-Sprachgebiet erfolgt sein, obwohl dann die Bezeichnung Samba schon in älteren Aufzeichnungen überliefert sein müsste. Gerhard Kubik (Afrikanische Musikkulturen in Brasilien, in: Brasilien, Mainz 1986) gibt als erste schriftliche Erwähnung in einer brasilianischen Zeitschrift das Jahr 1838 an. Fest steht jedoch, dass sich der Begriff »Samba« erst nach 1900 durchsetzte.Aus den Reigentänzen der Sklaven — in Brasilien zunächst als Batuque zusammengefasst — entstanden unter den neuen Bedingungen der Sklaverei und unter Einfluss der von den Kolonisatoren mitgebrachten europäischen Tänze in den vergangenen Jahrhunderten viele eigenständige Folkloreformen, die mehr oder weniger typische musikalische und choreographische Merkmale der Samba-Familie aufweisen. Besonders nach der Aufhebung der Sklaverei in Brasilien 1888 lässt sich eine unübersehbare Vielfalt von Tanz- und Musizierstilen belegen, konzentriert in den Städten Rio de Janeiro, Bahia und Sao Paulo, aber auch in den ländlichen Bereichen. Die große Beliebtheit europäischer Modetänze im 19. Jahrhundert, besonders der Polka, führte zu weiteren Mischformen (man bezeichnet scherzhaft die brasilianische Polka auch als »Großmutter des Samba«).1917 war es der brasilianische Musiker Donga (Ernesto dos Santos, 1891-1974), der als Erster seine Komposition »Pelo telefone« als Samba carnevalesca auf Schallplatte vorlegte und damit einen Standardtyp des städtischen Samba schuf, der viele Nachahmer fand. Danach wuchs die Popularität dieses Tanzes sowohl unter der Bevölkerung der Armenviertel wie auch in den mittelständischen Schichten, besonders aber vor und während der Karnevalszeit.1928 ist das Gründungsdatum der ersten Escola de Samba (»Samba-Schule«) namens Deixa Falar, die überwiegend aus Farbigen bestand. Bald folgten weitere derartige Karnevalsvereinigungen (meist mit Angehörigen der unteren Gesellschaftsschichten, auch den Bewohnern der großstädtischen Slums), die — das gesamte Jahr über aktiv — zu einer Art geselliger Zentren, aber auch zu Treffs mit Diskusionen über aktuelle soziale Probleme wurden, obwohl eine direkte politische Arbeit seitens der Behörden untersagt war. Im Vordergrund stand jedoch die Vorbereitung der Karnevalstage, aber es gab zunehmend öffentliche Auftritte zu regionalen und nationalen Ereignissen, bei denen man stundenlang Sambas sang und tanzte; oft im Wettstreit mit anderen Escolas. In einer gewissen Abgrenzung von diesem Brauchtum und der dazugehörigen Musik formte sich, mehr für die städtische Mittelklasse, Anfang der Dreißigerjahre ein neuer Sambatyp, der Samba-canço — liedhafter, in der Melodie an die Modinha (eine im 19. Jahrhundert in Brasilien verbreitete, beliebte Liedform) erinnernd, rhythmisch vom kubanischen Bolero und nordamerikanischen Modetänzen (z. B. Foxtrott-Varianten) beeinflusst. Bekanntester Sänger dieser Samba-Spielart war Francisco Alves (1901-1959).Musiker wie Pixinguinha (Alfredo da Rocha Viana, 1898-1973) und Sinho (Jose Barbosa da Silva, 1888-1930) verhalfen dem Samba auch in den aufkommenden Massenmedien zu hohem Ansehen. Schon 1924/25 tanzte man auch in Europa nach Samba-Rhythmen, nachdem bereits vor 1915 mit dem Maxixe ein Vertreter der Samba-Familie Aufsehen erregt hatte. Mit der zunehmenden Industrialisierung Brasiliens um 1930 und der Verschärfung der sozialen Gegensätze setzte auch eine stärkere Kommerzialisierung der reichhaltigen Musikfolklore des Landes ein. Den vielgestaltigen volkstümlichen Sambas wurde (zum Teil von professionellen Komponisten) ein bald auch international propagiertes »Einheitsmodell« gegenübergestellt. Einer der bekanntesten Sambas dieses Typs schrieb 1939 Ary Barroso (1902-1989) — »Aquarela do Brasil«. Um 1950 wurde der Samba noch einmal weltweit in vereinfachter Form zum Modetanz. Er blieb Bestandteil des Turniertanzprogramms. Ein Abkömmling des Samba, die Bossa nova, setzte sich Anfang der Sechzigerjahre auf dem internationalen Parkett durch und war durch ihr Jazz Feeling besonders unter den Musikern beliebt.Während die polyrhythmische Begleitung des Samba ebenso wie das Call and Response (Vorsänger/Chor) in den folkloristischen Sambas und die Offbeat-Phrasierung der Melodie noch heute den afrikanischen Ursprung erkennen lassen, sind Melodieführung und Harmonik europäisch geprägt. Der Grundrhythmus besteht aus einem Zwei-Takt-Pattern (im 4/4-, bzw. 2/2-Takt), oft mit Cinquillo.Zum typischen Samba-Instrumentarium gehören Chocalho, Cabaca, Pandeiro, Conga, Reco-Reco und Gitarren (Cava quinho, Violao).* * *
Universal-Lexikon. 2012.